Sonntag, 7. Dezember 2008

Auf der Suche nach einem Weihnachtstext

Die Suche nach einem Weihnachtstext für eine Feier eines Vereins in dörflichen Strukturen stellte sich als große Herausforderung dar: Die paar Texte, die ein wenig kritische Gedanken enthalten und trotzdem nicht in gefühllosen Zynismus münden, sind alle schon so abgedroschen, dass sie auch schon zum Standard gehören.
So kommt es, dass ich mehr geschrieben als gesucht habe.
Grundwissen Weihnachten A-Z
A wie Advent: Mit Advent bezeichnet der Durchschnittsösterreicher die durchschnittlich vierwöchige Vorweihnachtszeit, zu der überdurchschnittlich viel Glühwein und Punsch konsumiert wird, überdurchschnittlich lange Öffnungszeiten im Handel angeboten werden und überdurchschnittlich viel Strom zur Beleuchtung von Einkaufstraßen verbraucht wird.
B wie Bratwürstel: Eine Variante des üblichen Weihnachtsessens. Je nach wirtschaftlicher Stellung auch durch Karpfen oder Gans ersetzbar.
C wie Christkind: Das ursprünglich vom Christus-Kind abgeleitete Wort Christkind bezeichnet heute eine Figur, von der gegenüber Kindern behauptet wird, sie bringe die Weihnachtsgeschenke. Das Christkind hat sich aber auch unter Erwachsenen durchaus bewährt, so kann man die Schuld für in falscher Größe gekaufte Kleidungsstücke (besonders bei Unterwäsche) leicht abschieben.
D wie Datteln: Zutat zum berühmten Kletzenbrot. Erinnert als letzter Bestandteil unseres Weihnachtsfestes noch an den Ort der Ereignisse, die Grund für das Fest sind, den Nahen Osten.
E wie Einkaufen: Eigentlich ganzjährig und nicht nur bei einem Geschlecht beliebte Tätigkeit, für die Weihnachten einen optimalen Vorwand bietet.
F wie Faschingskrapfen: Mehlspeise, die in dieser Liste noch nichts verloren hat!
G wie Gaudete: Weithin unbekannter Fachbegriff für den 3. Adventsonntag, an dem die Vorfreude auf das Weihnachtsfest besonders groß sein soll. Unter Angestellten des Einzelhandels meist auf die Tage nach Weihnachten verschoben, wie alles andere auch, das mit Freude zu tun hat.
H wie Heiliger Abend: Höhepunkt des volkstümlichen Weihnachtsgeschehens, in den meisten europäischen Ländern auch die Nacht mit den meisten Feuerwehr- und Rettungseinsätzen (obwohl Silvester und Halloween aufholen). So nebenbei feiern Christen auch noch die Geburt Jesu.
J wie Jahresendflügelfigur: Verzweifelter Versuch von Atheisten, Begriffe für Weihnachtsengel zu erfinden. Wirklich erfunden hat diesen Begriff aber ein Satire-Magazin, denn den DDR-Granden fehlte es offenbar an Kreativität.
K wie Kerzen: Kerzen sind das einzige, was man in der Weihnachtszeit anzünden sollte! Adventkränze und Christbäume tragen zu diesem Zweck Kerzen, damit sie nicht selbst angezündet werden müssen.
L wie Licht ins Dunkel: Hervorragende Möglichkeit, um über Weihnachten ein ganzes Fernsehprogramm lahm zu legen. In der österreichischen Bevölkerung seit jeher beliebt, weil man einmal die Gelegenheit hat, seinen Namen im Fernsehen zu lesen.
O wie Ostern. Das Fest, ohne das Weihnachten zu einer Geburtstags-Party verkommen würde.
P wie Punsch: Beliebtes Getränk auf dem Christkindl-Markt, dessen Wirkung über die unwirtlichen Temperaturen hinwegtäuscht.
Q wie Quasteln: Rundlicher Ziergegenstand an weihnachtlichen Kopfbedeckungen. Der vermutlich aus den USA kommende Brauch, knallrote Mützen mit weißem Rand und weißen Quasteln in der Weihnachtszeit zu tragen, soll wahrscheinlich zur Verwirrung beitragen und die Unterscheidbarkeit von Weihnachten und Fasching verringern.
R wie Reisig: Hauptbestandteil eines Adventkranzes, dessen Entzündlichkeit mit der Dauer des Advents zunimmt.
S wie Spekulatius: Nicht zu verwechseln mit Spekulant, das ist die Bezeichnung für einen Börsemakler, der dafür verantwortlich ist, dass Weihnachten heuer etwas bescheidener ausfallen muss!
T wie Turmblasen: Ländlicher Weihnachtsbrauch, bei dem sich eine Gruppe von BlechblasinstrumentalistInnen vom Kirchturm aus den Grund für den nächsten Krankenstand holt. (Warnhinweis: Versuchen Sie niemals, einer Gruppe von städtischen Pubertierenden diesen Weihnachtsbrauch nahe zu bringen! Glauben Sie mir, das geht nicht!)
U wie Umtausch: Vom Einzelhandel gebotene Möglichkeit, Weihnachtsgeschenke wieder los zu werden und gegen etwas Nützliches einzutauschen.
W wie Weiße Weihnachten: Kindheitserinnerung älterer MitbürgerInnen aus der Zeit vor dem Klimawandel, als auch noch in nicht-alpinen Lagen Schnee fiel.
Z wie Zuckerschock: Unangenehme Folge des weihnachtlichen Überangebotes an Süßwaren.
Ein Kind wurde geboren? …
„Ein Kind wurde geboren? … ohne Sozialversicherungsnummer? Sowas geht nicht! Es braucht Dokumente, aber schnell!
„Ein Kind wurde geboren? … Wie? Vaterschaft unklar! A so eine ist das! Sowas sehn wir hier gar nicht gern.“
„Ein Kind wurde geboren? … Wie? Eine Asylantin? Ohne festen Wohnsitz? Also das ist doch wirklich nicht zum ertragen.“
„Ein Kind wurde geboren? … Nackt? Also die Jugend heutzutage. Ein schicker Strampelanzug muss her.“
„Ein Kind wurde geboren? … Arm? Ohne Girokonto und Profit-Fonds? Welch eine Freude! Hier unsere aktuellen Angebote von Bausparen bis Hedge-Fonds.“
„Ein Kind wurde geboren? … im Stall? Das ist ja unhygienisch. Es braucht sterile Windeln, und das schnell.“
„Ein Kind wurde geboren? … und es hat noch kein Handy, keinen i-pod, keine Spielkonsole? – Was sind denn das für Eltern, also wirklich!“