Freitag, 30. Oktober 2009

Hörsaalbesetzung

Heute begab ich mich kurz nach 18 Uhr an die Universität Wien zum Hörsaal 47, wo für 18:30 ein Vortrag angekündigt war. Ich traute meinen Augen nicht, als ich am Ende der Stiege auf eine Menschentraube auflief, die in den Hörsaal hineinwollte.
Noch weniger traute ich meinen Augen, als ich in den Hörsaal kam: alle Sitzplätze restlos besetzt, Leute auf den Stufen und SeniorInnen am Fensterbrett - am mittleren, zwei Meter hoch, keine Ahnung, wie die da raufgekommen sind. Der Boden rund um den Pult, die Heizkörper und alles andere, wo man noch sitzen oder stehen konnte, war auch besetzt. Kurzum, es sah ärger aus als in den Braulik- und Wucherer-Vorlesungen in meinen ersten Semestern. An das stattfinden des Vortrags war nicht zu denken.
Ergo: Übersiedeln in den Hörsaal 33, der dem Vernehmen nach für 240 Personen Sitzplätze bieten soll. Was auf der Galerie los war, kann ich garnicht sagen, unten bot sich aber nach dem Eintreffen der Hörsaalbesetzer aus HS 47 wieder ein ähnliches Bild: In den Bänken saßen die Leute Hintern an Hintern, auf den Fensterbrettern - die hier nicht so hoch sind - genauso und einige begnügten sich mit Stehplätzen.
Dann konnte der Vortrag stattfinden: es sprach der brasilianische Universitätsprofessor und Befreiungstheologe Leonardo Boff. Das allerdings ist einen eigenen Blog-Eintrag wert.

Sonntag, 25. Oktober 2009

Zitate

non bene olet qui bene semper olet
(M.V.Martialis)

In der Fernseh-Krimi-Serie "Der Bulle von Tölz" hat Benno dieses Zitat ins Bayrische übersetzt: "Wer immer gut riacht, der stinkt."
Leute, die immer gut drauf sind, immer lachen, ständig gute Laune versprühen und andere damit bekleckern wollen, sind mir zutiefst unsympathisch. Was soll denn das? Ich will meine schlechten Tage haben dürfen, ich will grantig sein dürfen, wenn mich was ärgert. Ich will nicht dauernd den gut gelaunten, tollen, unbeschwerten Lebemenschen spielen müssen, wenn mir ein Drittel meiner Umwelt einfach nur auf die Nerven geht, das zweite Drittel kaum noch mit mir spricht und das dritte Drittel gerade auf Ego-Tripp ist. Warum denn? Fürs Magengeschwür sorgt meine tägliche Kaffee-Überdosis schon alleine, da brauch ich nicht nachhelfen.

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Silence! I kill you!
(Achmed the dead terrorist)

Pädagogisch wertvoll in einem Saal für Ruhe sorgen! Kann schon sein, dass man als lebendiger Christ gegenüber einem Made-in-Taiwan-Skelett, das einen verblichenen Terroristen verkörpert, schon ein bisschen im Nachteil ist, aber was solls ...

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"Freund in der Not" will nicht viel heißen;
hilfreich möchte sich mancher erweisen.
Aber die neidlos dein Glück dir gönnen.
die darfst du wahrlich Freunde nennen.

(P. Heyse)

Muss ich mir eigentlich sagen lassen, dass mein Freundeskreis schlechter ist als andere, nur weil nicht mindestens zwei bis fünf Personen darunter sind, die bei jeder Gelegenheit an jede Art von Tür klopfen und mir wie Vampire meine Zeit wegsaugen? Weil ich im Skype online gehen kann, ohne von gelangweilten Personen angequatscht zu werden? Weil ich nicht alle paar Tage irgendwo mit irgendwem nur auf einen Kaffe gehen muss? Weil ich Freunde habe, die nicht ständig auf der Matte stehen, und das ohne dass ich sie vorher beleidigt habe?
Ich denke schon, meine Freunde sind da, wenn ich sie brauche und wenn es was zum Feiern und Freuen gibt. Letzteres hab ich allerdings schon lange nicht mehr unter Beweis stellen können. Es wird Zeit.

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Wer glaubt, nur von lauter Arschlöchern umgeben zu sein, ist meistens von Menschen umgeben, die auf sein Verhalten reagieren.
(L. Caleigh)

Alle Welt ist böse! Nichts klappt so, wie ich es will! Gegen Mitleidserreger dieser Art wäre schon längst eine Impfung fällig, wenn man mich fragt. Sie mögen vielleicht weniger Erbrechen erregen als die oben erwähnten Dauer-Schönwetter-Menschen, aber was hilft es schon, wenn ein Ding weniger schlimm ist als ein anderes, solange es eben schlimm ist.
Und es nervt tierisch, wenn Menschen sich darüber beklagen, wie KollegInnen sie nicht so behandeln, wie sie es möchten; der Partner oder die Partnerin komischerweise spätestens nach einem halben Jahr Beziehung genau die selben Defizite zeigt wie der Vorgänger oder die Vorgängerin; die Kinder es (natürlich aus Gründen, die selbstverständlich völlig unerklärlich sind) nie schaffen, von selbst zu merken, wann "schluss mit lustig" ist und es auch auf ausdrückliche Hinweise hin nicht glauben wollen; und die Familie erst ... die Mutter, die just an dem Tag ins Spital gefahren werden will, an dem ein tolles Programm im Fernsehen gewesen wäre - der Vater, der genau dann Hilfe bei der Gartenarbeit braucht, wenn die Geliebte einmal Zeit hätte - die Tante, deren runder Geburtstag mit einem Dart-Turnier kollidiert - und,und,und ...
Ja, das machen die alle mit Absicht, weil sie so böse Menschen sind und einer bestimmten Person das Leben schwer machen wollen. Geht ja nicht, dass das Leben für alle ein Honiglecken ist, da muss eine Ausnahme her!

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Donnerstag, 22. Oktober 2009

4 Little Aliens und 103 SchülerInnen

Nina Kusturicas viel beachteter Film "Little Alien" lockte mich gleich mit vier Klassen ins Kino - und aus meiner Sicht hat es sich ausgezahlt:
Die SchülerInnen konnten einmal einen Eindruck davon gewinnen, was sich im Leben einzelner, ungefähr gleichaltriger so alles abspielt. Und das ist eine Art von Unterricht, die mehr Wert hat als alles theoretische Wissen, dass man ihnen in dieser Zeit vermitteln hätte können.
Während man während des Films noch in manchen Reaktionen und Gesichtern einen gewissen Unglauben erkennen konnte - durch manche Köpfe sind wohl Gedanken gegeistert wie: "Übertreiben die nicht?" ... "Sind diese Szenen echt?" ... "Ist ja bloß ein Film!" - so haben die ProtagonistInnen, die dann in den Kino-Saal kamen, doch den meisten den Ernst der Dokumentation vermitteln können.
Die hervorragende Moderation von Nora Friedel und die authentische Wirkung der ProtagonistInnen im Saal haben entscheidend zur Wirkung des Films beigetragen.
Eindeutig sehenswert und für SchülerInnen von 14 aufwärts durchaus geeignet. Letztlich würde trotz bester Vor- und Nachbereitung dem Film etwas fehlen, wenn man ihn in der Klasse über DVD zeigen würde. Die ist aber ohnehin frühestens Herbst 2010 erhältlich.
Informationen und Materialien zum Film

Mittwoch, 7. Oktober 2009

Lapsus magnus mit der kleinen Schwester

Damits auch mal wieder was zum Lachen gibt: Ich mache am Beginn des Schuljahres immer die Wiederholung zum Thema "Wie finde ich mich in der Bibel zurecht" - da schreib ich dann immer ein paar Stellen an die Tafel, die mir halt so einfallen, Mt 7,12 und Gen 2,4a und 1Kor 13,13 - manchmal auch ein paar unbekanntere und natürlich die ganzen Ausnahmen und Besonderheiten Sirach, Jesaja, Kolosser-Kohelet-Korinther ...
An sich kein Problem, funktioniert immer recht gut und die SchülerInnen sind voll dabei.
Hin und wieder erlaube ich mir die Frivolität und lasse nach Koh 4,11 und Hld 6,8 suchen. Sorgt meistens für Schmunzeln und lockert das Ganze auf. So nebenbei hat das auch noch den Effekt, dass das Staunen darüber, was nicht alles in der Bibel steht, die notwendige Neugier für die kommenden Themen schafft.
Letztens ist mir irgendetwas durcheinander gekommen und ich habe in einer zweiten Klasse (sprich mitten unter lauter Elf- bis Zwölfährigen) Hld 8,8 an die Tafel geschrieben.
Ach ja: Wer die Geschichte nicht von Haus aus zum Prüllen findet, dem sei ein Linktipp mit auf den Weg gegeben: http://www.uibk.ac.at/theol/leseraum/bibel/