Mittwoch, 8. April 2009

Roma locuta und so - ein Palmsonntagsgottesdienst

Nun bin ich zur Einsicht gelangt, dass der Beiname "Ewige Stadt" vor allem deshalb gerade Rom zugedacht wurde, weil man hier ewig lange warten kann, um dann wenig zu sehen, ewig viel Zahlen kann, um dann eine Andeutung von einem Kaffee zu bekommen und vor allem ewig braucht, um von einem Ort zum anderen zu kommen.
Aber zum Thema: Der Palmsonntagsgottesdienst am Petersplatz
Zuerst einmal zum Termin: Dieser Gottesdienst fand zu meiner großen Überraschung tatsächlich am Palmsonntag und tatsächlich am Vormittag statt. Das ist bei päpstlicher Liturgie nicht wirklich selbstverständlich, der vatikanische Feierkalender hat zwischen Kreuzigung und Auferstehung mit viel Glück grade mal 20 Stunden.
Der Feierverlauf entsprach den Erwartungen, es gab keine liturgischen Eigenwilligkeiten und abgesehen von einer Fürbittensprecherin, die ihre Fürbitte in Suaheli vorgetragen hat, gab es auch keine Gründe, sich die Ohren zuzuhalten.
Der Plebs aber, das einfache Fußvolk, war ein Unterhaltungsprogramm für sich. Einige hätten am liebsten die Leinwand abgeknutscht, wenn der Papst im Bild war, anderen wiederum hätte statt einer Messe ein Pappendeckelpapst, neben dem sie sich photographieren lassen können, auch gereicht. Dazwischen einzelne Verrückte, die tatsächlich immer wieder glauben, in einem solchen Umfeld könne man würdig an einem Gottesdienst teilnehmen.
Ein besonders unwürdiges Schauspiel bot die Austeilung der Kommunion, die ein bisschen die Züge einer Wildtierfütterung annahm. Manche drängten sich an die Absperrung heran und streckten dem Priester die Hände entgegen, andere hatten gerade noch den letzten Bissen vom BigMac heruntergeschluckt und streckten die Zunge für die Mundkommunion aus. Die Priester auf der Seite des Platzes, wo ich das beobachtete, haben sehr unterschiedlich reagiert. Während auf der anderen Seite ein sichtlich genervter Priester beim schnellen Vorbeigehen so ca. in jede dritte Hand eine Hostie legte, bemühten sich auf unserer Seite zwei Priester, trotz des Gedränges und des Gerangels einen halbwegs würdigen Kommunionempfang zu ermöglichen.
Über Masseneucharistiefeiern muss man wirklich nachdenken. Scheinbar tut man das auch, aber in eine falsche Richtung: Man plant bereits den nächsten Weltjugendtag in Madrid 2011.