Mittwoch, 21. Januar 2009

Autobus

In London hat der prominente Naturwissenschafter und angesehene Autor populärwissenschaftlicher Bücher Richard Dawkins zwei Zeilen auf einigen Linienbussen Londoner Verkehrsunternehmen platziert: "There is probably no God. Now stop worrying and enjoy your life." Damit ist der Atheismus (zumindest in seiner dawkinschen Ausprägung) in seine missionarische Phase eingetreten und spätestens jetzt kann man nicht mehr leugnen, was ich schon seit Jahren behaupte: Atheismus ist keine Weltanschauung, keine Ideologie und keine wissenschaftliche Lebenseinstellung, sondern er ist nichts anderes als eine Religion. Zwar eine Null-Gott-Religion, aber eben doch eine Religion.
Doch nun kann man sich nicht mehr auf Dawkins alleine ausreden, der ja für sein jüngstes Opus magnum "The God-Delusion" - zu deutsch: Der Gottes-Wahn - gerade von atheistischer Seite sehr viel Kritik einstecken musste, weil sein Fundamentalismus der Sache des Atheismus eher schadete als nutzte. Die Vereinigung der rationalistischen Atheisten und Agnostiker (unter ähnlichen Namen existieren in verschiedenen Ländern solche Vereinigungen) hat in Spanien bereits Buswerbungen bestellt und nun war Italien an der Reihe.
Kaum Probleme gab es mit britischen Bussen, denn während die meisten Kirchenvertreter betreten grinsten und mit Kommentaren wie "Es ist alles zu begrüßen, was Gott zum Thema macht" Dawkins merklich den Spaß an der Sache nahmen, war es gerade einmal ein Busfahrer, der sich weigerte, mit diesem Ding zu fahren. Doch auf die Italiener ist Verlass! In Genua hat die Werbeagentur den Auftrag wieder zurückgelegt, nachdem es zahlreiche Proteste und Widerstände gab. Das ist mit hoher Wahrscheinlichkeit die Reaktion, die sich die Auftraggeber wünschten, und sie wären auch bis zum Äußersten gegangen und hätten die Kampagne in Rom auf die Buslinien in Vatikan-Nähe konzentrieren wollen! Alles nur für diese Reaktion - endlich schenkt auch den Atheisten wieder jemand Aufmerksamkeit, und die brauchen es ja am dringendsten, wo sie doch keinen Gott haben, der sie liebt, die Armen.