Vergangenes Wochenende wäre Hertha Firnberg 100 Jahre alt geworden. Doch viel Beachtung wird diesem Umstand nicht geschenkt.
Die Universitätsreform 1975 war ein Meilenstein in der österreichischen Bildungspolitik und selbst die Gegner dieser Reform können heute garnicht mehr abschätzen, wie viel Bewegung in die Universitäten kam, wo es sonst nur Starre gegeben hätte. Die Universitäten haben den 100er von Hertha Firnberg aber weitgehend ignoriert - wobei ich für diese Behauptung nicht alle Orchideenfächerinternetauftritte durchforstet habe.
Warum das? Das Gegenteil von Hertha Firnberg ist Elisabeth Gehrer, der es - rein bildungspolitisch - vermutlich am Liebsten gewesen wäre, hätte sie einfach hinter diese 100 Jahre wieder zurückgekonnt. Den unter ihrer Führung wiedererstandenen Rektorenuniversitäten scheint das auch inzwischen ein verführerischer Gedanke geworden zu sein.
In Frauenfragen hat Firnberg Pionierarbeit geleistet und Vieles gesagt, gefordert und umgsetzt, was zu dieser Zeit revolutionär war. Heutige Feministinnen stehen bei der historischen Betrachtung meist mit offenem Mund da, welche Selbstverständlichkeiten erst erkämpft werden mussten. Das ist eine mögliche Erklärung, warum diesen der 100. Geburtstag von Hertha Firnberg auch kein großer Anlass war.
Eine andere Erklärung könnte Firnbergs Art des Eintretens für Frauenrechte sein: Ihre Positionen waren differenziert durchdacht und klar umrissen und mir ist kein einziges Thema bekannt, bei dem sie einfach nur die "gegnerische" Position gespiegelt und umgekehrt hätte. Das mag den heutigen Feministinnen auch befremdlich vorkommen, denn ohne gegnerische Position hätten viele darunter nicht einmal eine eigene Meinung.