Auch wenn man in den synchronisierten Filmen immer wieder das "Ich liebe dich" als Übersetzung von "I love you" gehört hat, so ist doch dieser Satz noch lange einem Bereich oder zwei Bereichen vorbehalten geblieben: Der partnerschaftlichen Liebe und allenfalls noch der Liebe zwischen Eltern und Kindern.
Mit "I love you" im amerikanischen Englisch ist das etwas ganz anderes: das kann man zu Verwandten sagen, zu Freunden und Bekannten. Man kann es sogar als Bühnenkünstler einem ganzen Saal voller zahlender BesucherInnen zurufen.
Bedenkt man den Einfluss, den amerikanische Kultur (falls man das so nennen darf) und Sprache auf Europa sonst haben (Stichwort "Sinn machen"), dann mag es im Nachhinein eigentlich verwundern, dass es eines Mediums wie des Internets bedurfte, bis auch diese Eigenart auf Europa übergriff.
Das amerikanische "I love you", das keine Differenzierung mehr zulässt zwischen bloßer Sympathie, freundschaftlicher Zuneigung und partnerschaftlicher Liebe, wurde lange Zeit hindurch durch andere Sätze vertreten: "Ich mag dich." "Ich hab dich lieb." "du bist mir wichtig."
Heute ist das anders: In diversen Chatrooms und Kommunikationsprogrammen schwirren die Herzen nur so durch die Gegend. "Ich liebe dich" ist wie das amerikanische "I love you" zu einer Hohlphrase geworden, die auch unbedacht und ohne große Folgen an jemanden geschickt werden kann. Solche Liebesbekundungen können per sms verschickt werden und in Chatrooms veröffentlicht werden. Neulich las ich auf einer Homepage sinngemäß "Ich liebe alle, die auf meine Seite kommen."
Mit dem Vermissen scheint es ähnlich zu sein.
- "Du warst 5 Minuten nicht online, ich hab dich sooo vermisst!" -
- "Ich war am Klo" -
- "Schrecklich." - "Wo in Deutschland wohnst du eigentlich?"