Nein, das wird nicht der gefühlt dreimillionste Interneteintrag, der jungen Menschen sagt, was sie tun und lernen sollen, wie sie sich verhalten sollen und was gut für sie ist!
Nein, das wird nicht der nächste Beitrag eines (nur von ihm selbst unbemerkt) alternden Lehrers zum Thema "Die Jugend von heute ..."!
Nein, das wird auch nicht die nächste im Klugscheißer-Modus verfasste Lebensschule, die irgendetwas im Spektrum zwischen Lichtnahrung und Mc-Donalds, zwischen Selbstgeißelung und Ego-Trips, zwischen Kamillentee und Crystal Meth, zwischen tantrischer Medidation und Ego-Shootern zum alleinigen Heilmittel gegen alles Böse in der Welt erklärt!
Das wird etwas viel besseres!
Wer diesen Ratgeber gelesen hat, braucht nie wieder einen anderen Ratgeber zu lesen!
Ratgeber: die Kurzfassung
Gut ist, womit man Geld verdienen kann. Wohlgemerkt: Man. Das heißt, es ist im Prinzip völlig egal, wer das Geld verdient und womit, wichtig ist nur, dass Geld verdient wird.
Deshalb sind die Anforderungen an die Jugend auch relativ einfach: Werde zu einem funktionierenden Mitglied der Produktionsgesellschaft, damit ich auch du Geld verdienen kannst, und am Wochenende bring gefälligst dieses Geld wieder in den Umlauf!
Also: Gesundheit
Wer einen Ratgeber zur Gesundheit verfasst, weiß genau, dass darin nur solche Ratschläge Platz haben sollen, die auch Geld bringen. Würde man den Jugendlichen raten, ihre kleinen und mittleren gesundheitlichen Sorgen mit viel frischer Luft und normaler Reinlichkeit zu bekämpfen, müsste man schnell ein paar der wichtigsten Sponsoren von der Liste streichen. Die Broschüre würde womöglich nie gedruckt, die Internetseite auf einer schwindligen Billig-Domain erscheinen, wenn überhaupt.
Und dann: Ernährung
Seit auch namhafte Lebensmittelkonzerne mit dem Schlagwort "Bio" ihr Geschäft machen, darf man durchaus auch zu biologischer Ernährung raten. Ausgewogene Ernährung ist auch ein beliebter Rat. Ganz toll: bewusste Ernährung - als ob das was bringen würde, wenn ich das Gummi-Zeugs vom McDo bewusst esse. Weil die Ernährungsratgeber also selbst immer planlos sind, raten sie entweder zu einer Ernährungsgewohnheit, die ihren Inserenten Umsätze verschaffen soll, oder zu Nahrungsergänzungsmitteln aller Art - damit lässt sich gut verdienen!
Und dann: Abnehmen
Alle müssen abnehmen, immer, koste es, was es wolle. Bewegung ist da ganz wichtig. Die macht man am Besten in einem der Fitness-Studios, das in der Broschüre oder auf der Homepage inseriert hat. In das Fitness-Studio gelangt man am besten mit Papas SUV. Danach geht man dann zum McDonalds. Jugendliche, die sich im Freien bewegen, bringen nichts für die Wirtschaft! Wo kämen wir da hin, wenn Jugendliche sich im Freien bewegen würden, womöglich noch ohne irgendwelche Accessoirs? Und die Frage danach, ob es denn überhaupt notwendig ist, abzunehmen - die lässt man garnicht zu! Wer so etwas fragt, ist militanter Nörgler, vielleicht Verschwörungstheoretiker, was auch immer - ist auch egal. Man muss sich nur vorstellen, was passieren würde, wenn Jugendliche auf einmal mit ihrem Körper, so wie er gerade ist, einfach zufrieden wären. Der wirtschaftliche Schaden wäre enorm!
Weiter mit Schönheit
Selbstverständlich wissen die Experten aus dem Privatfernsehen, was schön ist. Heidi Klum hat ja den Begriff Ästhetik quasi erfunden! (Würde mich fast interessieren, ob sie ihn richtig schreiben könnte - Lehrerkrankheit) Das ist der Eindruck, den das "Zurichtungsfernsehen" (C. Berger) vermitteln möchte. Zeitschriften, Hochglanzbroschüren, Filme und Plakate tun das Ihre dazu, dass wir nicht nur alle schön sein möchten, sondern auch alle eine bestimmte Vorstellung davon haben, was schön ist. Stellen wir uns einmal vor, in einem Land - sagen wir auf den Phillippinen - wäre das Schönheitsideal eine braun gebrannte Haut, mit der man jeden Tag aussieht, als würde man gerade aus dem Strandurlaub kommen - sehr schlechter Plan, lässt sich kein Geld damit verdienen: so könnte man den Frauen dort nicht jährlich mehrere Tonnen an Puder und Bleichcremen verkaufen, während man hierorts mit Sonnencreme, Selbstbräuner und dem berühmten Proleten-Toaster hervorragend Geschäfte macht!
Würde auch nur irgendeine Beratungs-Broschüre den jungen Menschen sagen, dass sie erstens im Normalfall wesentlich mehr Lebenszeit im Alter über dreißig vor sich haben, als sie als Teenager je verbringen werden, und dass sie zweitens vielleicht gerade dann richtig schön sind, wenn sie natürlich sind - die Geschäftsschädigung für die Schönheitsindustrie könnte einen glatt vors Zivilgericht bringen und ruinieren. Gut, hie und da darf man fürs ethische Gewissen (und zur Förderung der einheimischen Schönheitschirurgen) vor skrupellosen ungarischen Metzgern warnen, die pubertierenden Mädchen eine Brust-OP verpassen, wo die noch nicht einmal wissen können, wie ihre natürliche Brust überhaupt aussehen würde. Aber sonst: Wehe dem, der dem Geschäft schadet!
Jugendliche müssen sich für ihren Körper schämen! Das ist einfach so, Verstöße dagegen werden von der Gesellschaft (oder der Wirtschaft?) nicht geduldet. Ganz besonders schämen müssen sie sich natürlich für ihre Geschlechtsmerkmale - ist ja auch logisch, hat ja außer ihnen sonst niemand. Deshalb müssen Jugendliche von ihrem Körper nicht nur durch Kleidung ablenken, sondern auch noch durch besondere Kleidung: die tolle Marke muss es sein, das Outfit der Stars, die von den selben Medien zu solchen gemacht werden, die den Jugendlichen auch regelmäßig in ihren Sozial-Porno-Formaten vorführen, wie schrecklich die Menschen sind, die das nicht haben. Und selbstverständlich dürfen es die Jugendlichen keinesfalls verabsäumen, auch für so sinnlose Dinge wie Badebekleidung Geld auszugeben!
Sexualität
Also, das ist relativ einfach: Das Minimum, das erwartet wird, ist dass man Sex hat, möglichst früh und möglichst oft, sodass wenigstens der Teil der Kondome, der den Jugendlichen nicht irgendwo aufgedrängt wird, die Wirtschaft belebt. (Wobei das egal ist, für den Rest hat eh der Steuerzahler bezahlt)
Wer sich erdreistet, Sex zu haben, ohne wenigstens die Kondom-Industrie daran teilhaben zu lassen, sollte mindestens die Spitalsärzte und die Pharma-Industrie bedenken - die führen dann auf Verdacht hin eine Behandlung mit RU486 durch (warum man den Handelsnamen nicht treffend mit Misogyne festlegen hat können, versteh ich nicht). Wer auch das nicht tut, muss schwanger werden, um die Pflicht noch zu erfüllen - denn dann kann endlich die Abtreibungsklinik ran - die armen Leute dort haben ja sonst nix, womit sie ihr Geld verdienen können.
Verweigert die Jugendliche auch das, dann kann man ihr immer noch Windeln, Babynahrung, Kinderwagen und so weiter verkaufen. Aja, und natürlich das erste Smart-Phone fürs Baby!
Jugendliche, die auf ihren Körper achten und deswegen nicht schon bei den ersten Anzeichen von Geschlechtsreife los... äh ... egal, braucht eh nicht fertig werden, der Satz, bringt nur einen weiteren Vorwurf der Geschäftsschädigung.
Kommunikation
Wieviele Broschüren gibt es eigentlich, die vor allen Arten von Internetkriminalität warnen? Keine einzige warnt davor, welche Folgen die Verlagerung von Alltagskommunikation für die sozialen Kompetenzen der Jugendlichen hat. Und das ist gut so: denn würden Jugendliche sich soziale Kompetenzen aneignen, die über das für die berufliche Laufbahn nötige Maß hinausgehen, dann würden sie womöglich Partner-Such-Dienste und ihre Websites um wertvolle Einnahmen bringen!
Zusammenfassung
Alle, die heutzutage über irgendeine Art von Medien versuchen, Jugendlichen Ratschläge zu erteilen, verfolgen damit direkt oder indirekt, offensichtlich oder versteckt, bewusst oder als Systemtrotteln letztendlich nur die eine Absicht: Geld verdienen! Egal wer, egal womit ...
Montag, 15. Dezember 2014
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