Sonntag, 8. Dezember 2013

Bekränzen wir uns mit Rosen

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Ein Quiz für Experten

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Sonntag, 24. November 2013

Worum geht es nicht? - Die Bildungsdiskussion

Es ist wieder einmal Zeit für digitalen Aggressionsabbau, denn die Diskussionen um Bildungsthemen nagen schon sehr am Nervenkostüm. Immer wieder sind erfrischenderweise auch Kommentare zu lesen, die versuchen, das Thema in ein anderes Licht zu rücken - es geht um das Image der Bildungsberufe, die Fehler in den Grundannahmen, die zu dieser Art von Reformwünschen seitens der Regierung führen und manchmal sogar in dem einen oder anderen Nebensatz um die Kinder und Jugendlichen. Die große Mehrheit der Berichte dreht sich aber darum, die aktuellen Entwicklungen möglichst deutlich in ein schwarz-weiß-Schema zu bekommen. Von diesem Schema gibt es zwei Varianten:
Variante A)
Die Gewerkschaft ist böse, weil sie verhindert und blockiert. Wenn die Reform schon an sich keine Qualität hat, dann besteht in der veröffentlichten Meinung immer die Möglichkeit, diese Qualität durch die Ablehnung der Gewerkschaft zu erzeugen - so hat man den Eindruck.
Variante B)
Die Ministerin und die Regierung sind die Bösen, weil sie Schüler, Eltern, Lehrer und die Gewerkschaft ignorieren und einfach "drüberfahren".
Die bildungsferne Bevölkerung ist nun angehalten, sich für eine der beiden Varianten zu entscheiden, und die Entscheidung wird ungemein dadurch erleichtert, dass Medien schon die Vorauswahl der Entscheidungsgründe übernehmen. Und seien wir ehrlich, so richtig schwer fällt die Entscheidung ohnehin nicht, denn: Wer führt in seinem Privatleben üblicherweise Gespräche wie: "Du, gestern bin ich mit der Straßenbahn gefahren, der Zug war pünktlich, gut ausgelastet, aber es war trotzdem Platz, der Fahrer (oder die Fahrerin) hat zügig aber regelmäßig beschleunigt, nicht abrupt gebremst, heranlaufenden Fahrgästen das Einsteigen ermöglicht und trotzdem keine Ampelphase versäumt ... und freundlich dreingschaut hat er (sie) auch noch." Oder: Wann kam zuletzt in der Zeit im Bild als erste Schlagzeile etwas wie: "Funkstreifenbesatzung greift in Streit ein: Keine Verletzten!" oder "Polizist sichert Unfallstelle." Das könnte man jetzt noch weiter führen, bitte einfach die eigene Berufsgruppe einsetzen und sich keinen Zwang anzutun.
So, für alle, die sich jetzt intellektuell unterfordert fühlen - das ist Psychologie 7. Klasse und wahrlich keine Neuigkeit - nun die Pointe des Tages: So einfach ist es - und so einfach wird es gemacht. Werbepsychologen und Firmenstrategen wissen schon lange, dass eine negative Erfahrung sich herumspricht einerseits und in Erinnerung bleibt andererseits, während positive Erfahrungen weit weniger thematisiert werden.
So darf man davon ausgehen, dass angesichts allgemeiner Schulpflicht in unserem Land alle WählerInnen gewisse Schulerinnerungen haben (ja, lauter Bildungsexperten, Herr Salcher!). In diesen mindestens neun Schuljahren, die ja nun auch schon ein bisschen her sind - bei manchen länger, bei manchen kürzer -, wird doch jeder zumindest ein bis zwei Mal eine negative Erfahrung gemacht haben. Darauf kann man aufbauen, damit kann man etwas anfangen, denn so funktioniert ein Mechanismus in der Politik den man gemeinhin als Populismus bezeichnet.
Geschafft! Wieder ein Beitrag zur Diskussion fertig, in dem nichts Neues steht, der keinen Erkenntnisgewinn bringt und in dem Kinder, Bildung und Zukunft nicht vorkommen.

Mittwoch, 16. Oktober 2013

Prinzessinnen und die vermissten Prinzen

Ich bin ja üblicherweise kein Freund dieser Diktion vonwegen "geraubte Kindheit" - weil ja Kindheit immer noch Kindheit ist, auch wenn sie nicht aus dem Aufspulen von Audio-Kassetten mit Bleistiften besteht (oder was auch immer man sich darunter vorstellt).
Trotzdem finde ich diese Dokumentation sehenswert, vor allem deswegen, weil sie aufzeigt, was unsere Pädagogik und Juristerei heutzutage alles nicht können und nicht ermöglichen.


Kurz gefasst kann man daraus lernen:
Kinder sollen das tun, womit man Geld verdienen kann - wohl gemerkt, das "man" schließt die Kinder selbst nicht ein. Dieses Motiv zieht sich durch alle Ebenen - Werbung, Sexualität, Ethik, Bildung ...
Kinder, mit denen man kein Geld verdienen kann, sind schlechte Kinder.

Die Horrorvorstellung wären wohl Kinder, die

  • in der Schule etwas lernen und kein Geld in die Nachhilfeindustrie bringen, 
  • auf ihre Kleidung acht geben und daher höchstens wachstumsbedingt neues Gewand brauchen (ganz schrecklich wenn sie dann noch die Kleidung größerer Geschwister verwenden und - Gott behüte - für Anlässe wie Baden gar keine Kleidung kaufen)
  • verantwortlich mit ihrem Körper umgehen, sodass man ihnen weder Windeln verkaufen kann, noch eine Abtreibung und womöglich nicht einmal den Teil der Kondome, der ihnen nicht irgendwo aufgedrängt wird, 
  • mit ihrem Körper womöglich sogar zufrieden sind, so wie er ist, und damit der Schönheitschirurgie und den zahlreichen Branchen, die mit dem Schlankheits- und Diätswahn ihr Geld verdienen wertvolle Einnahmen vorenthalten,
  • miteinander sprechen und das in echt, weswegen weder Telephonanbieter noch Internet-Seiten an ihrer Kommunikation verdienen können ...
Solche Horror-Kinder will doch niemand, oder?

Ähnliches Thema: http://relireg.blogspot.co.at/2010/06/marchenprinz-und-andere-syndrome.html

Samstag, 3. August 2013

Dringend notwendige Reform des Spießbürgerbildes

Unser aller ausgelagertes Hirn namens Wikipedia meint zum Thema Spießbürger:
Als Spießbürger oder Spießer werden in abwertender Weise engstirnige Personen bezeichnet, die sich durch geistige Unbeweglichkeit, ausgeprägte Konformität mit gesellschaftlichen Normen, Abneigung gegen Veränderungen der gewohnten Lebensumgebung auszeichnen.
Soweit, so gut. Aber woran denken wir so bei dem Begriff? Mal kurz einen Moment zum Nachdenken. Was fällt uns dazu ein ...
  • der gartenzwergsammelnde und kleingartensiedlungbewohnende Frührentner samt Gattin?
  • die grau oder pastellfarben gekleidete und opferstockfütternde Lektorin samt angegrauten Angetrauten?
  • altgediente Fernsehmoderatorinnen mit Polit-Karriere im zweiten Bildungsweg?
  • vielleicht Danzers Kniera?
Von der gebügelten Unterhose bis zu alphabetisch geordneten Gewürzen, von gekennzeichneten Schraubenziehern bis zu perfekt symmetrischen Zaunlatten, all diese Errungenschaften des Spießbürgertums könnten einem da einfallen. Oder ganz originell auch: die bezahlte Sonntagszeitung!

Aber wie sieht nun wirklich der Spießbürger heute aus? Woran erkenne ich heute eine Spießbürgerin? Früher war das irgendwie einfach: Zwischen dreißig und achtzig Jahre alt, vorwiegend männlich, erkennbar an einfallslos korrekter Kleidung bzw. an der geschmackvoll dekorierten Hutablage hinten im Opel.

Spießbürger heute sehen aber anders aus! Wir müssen unser Spießbürgerbild gründlich reformieren, denn der Spießbürger von heute ist zwischen dreißig und acht Jahre alt, vorwiegend weiblich, erkennbar am H&M-Markerl am Bikini bzw. an den jeweils im Privatfernsehen kundgemachten Modediktaten.

Spießbürger früher kleideten sich hochgeschlossen und korrekt, um ihre Prüderie zur Schau zu tragen.
Spießbürger heute kleiden sich sexy und modern, um wenigstens Ihresgleichen über ihre Prüderie hinwegzutäuschen.
Spießbürger früher fuhren Opel oder Volkswagen, heute fahren sie Fahrrad, Rollerskates und U-Bahn.
Spießbürger früher wählten die Volkspartei (wahrscheinlich weil sie so gut zum Volkswagen passt), heute wählen sie Strache oder Grüne. Früher gingen sie in die Kirche und waren aber nicht religiös, heute gehen sie nicht zur Kirche und sind dafür religiös, glauben an den Markt, beten das Geld an, huldigen den Göttern der Gesundheits- und Schlankheitsindustrie und sprechen sich regelmäßig gegenseitig heilig ... 

Da könnte man jetzt weitermachen, so lange man möchte - und wozu? Spießbürger sind doch ein Randphänomen, oder? Ja, früher vielleicht - heute sind sie Mainstream, im Trend, en vogue ...
Vor allem aber: Früher waren Spießbürger ein Relikt aus der Vergangenheit, alternde Menschen denen Modernisierung und gesellschaftliche Veränderung Angstzustände bereiteten. 
Aber heute? Heute sind sie die Zukunft!
Da darf man sich dann schon ein bisserl fürchten ...

Freitag, 31. Mai 2013

Volksschulen und ihr Output

Seit einigen Jahrzehnten gibt es schon eine Elterngeneration, von der ein beträchtlicher Anteil alternativ denkt und auch alternativ handeln möchte. Davon lebt inzwischen ein ganzer Wirtschaftszweig, und das ist gut so. Auch in der Bildungslandschaft hat das seine Auswirkungen. Denn als alternativ denkende Eltern(teile) will man natürlich auch die Schulbildung der Kinder kontrollieren und bestimmen.
So streiten sich im Internet linke Intellektuelle über eine neue Version der Gretchen-Frage in diesen Kreisen: Eine gewisse Sybille Hamann plädiert für die Integration der wesentlichen Elemente fortschrittlicher Schulen in das Regelschulwesen und gegen die elitäre Segregation des Nachwuchses in abgeschotteten Elfenbeintürmchen namens Alternativschulen. Ein gewisser Gerhard Stöger findet das polemisch - meint dabei allerdings die Formulierungen Hamanns und nicht meine Kurzzusammenfassung. Nach schlagwortüberfrachtetem Schwärmen  über die Alternativschule schildert er seine Vorurteile gegenüber der ganz normalen Schule, immer in einem schönen Kontrast.
Dann wirft er Hamann auch noch vor, sie hätte sich doch bei der Schule darüber informieren können, was genau mit dem Satz auf der Internetseite gemeint sei:
„Wir nehmen keine Kinder, die länger als ein Jahr die Regelschule besucht haben“
Diesen Satz zitiert sie von der Homepage einer Alternativschule und zieht daraus ihre Schlussfolgerungen. Der Vorschlag Stögers: Sie hätte doch in der Schule anrufen können und fragen können, was denn mit dem Satz gemeint sei. Er selbst hat genau das für seinen Artikel allerdings auch nicht getan. Ich werde es auch nicht tun, weil erstens steht mein Blogeintrag nur auf meinem Blog und wird nicht gedruckt, und zweitens: so unklar ist der Satz auch wieder nicht. Eigentlich ist er ganz einfach verständlich: Scheinbar ist man der Überzeugung, dass ein Kind, das ein Jahr an der Regelschule erlebt und überlebt hat, für die Alternativschule verdorben ist.

Das war jetzt einmal die Einleitung, eine etwas längere Einleitung, aber gut. Nach einigen Jahren Nachmittagsbetreuungserfahrung und einigen ersten Klassen muss ich in die Diskussion etwas ganz anderes einbringen: Mal angenommen, die Kinder der alternativ denkenden Eltern(teile) kommen nach der alternativen Volksschule nicht auch in ein alternatives Gymnasium sondern in eine stinknormale AHS, oder - wir sind ja links - womöglich sogar in eine "Neue Mittelschule". Jedes jahr kommen an meine Schule um die 130 ehemalige VolksschülerInnen aus der Umgebung. Nach drei Mintuen kann man sie schon unterscheiden:
  • katholische Privatschule: Die Kinder können sich ausdrücken, können sich in eine Klassengemseinschaft einfügen und einbringen, zeigen Empathie und sind mit den neuen Freiheiten der AHS sehr zufrieden. Sie diskutieren gerne und oft, auch über Dinge, die eigentlich nicht zur Diskussion stehen.
  • irgendeine Volksschule: Die Kinder zeigen sehr unterschiedliche Auffassungsgabe, haben bereits alle Strategien und Techniken des Mobbings drauf und müssen einen verantwortungsvollen und respektvollen Umgang miteinander (ja, wir sind so eine komische Schule, die auf sowas wert legt) erst lernen - das schaffen aber die meisten sehr schnell. Viele sind allerdings noch mit der Tatsache überfordert, dass die Reizüberflutung nun auch außerhalb des Fernsehgerätes stattfindet, indem jede Stunde eine andere Lehrperson in der Klasse steht.
  • alternative Volksschule oder normale Volksschule mit alternativer Lehrerin: Die Kinder vermitteln jeden Tag aufs neue den Eindruck, als würden sie heute zum ersten Mal in ihrem Leben eine Schule von innen sehen, der Umstand, dass neben ihnen auch noch 24 andere im Klassenzimmer sitzen veranlasst sie zu keinerlei Verhaltensanpassung, sie sind kaum in der Lage einem Unterricht zu folgen und halten die Idee, dass man in der Nachmittagsbetreuung auch miteinander und nicht mit dem Handy spielen könnte für einen völlig abwegigen Gedanken verkalkter, alter LehrerInnen. Sie diskutieren nicht, sondern sie beharren auf ihrem Standpunkt und fühlen sich dann durch die autoritären Verhaltensweisen entmutigt, die sie damit provoziert haben.
So, das war jetzt zynisch und polemisch, verkürzt und übertrieben, gehässig und böse und natürlich über alle Maße einseitig, denn natürlich gibt es immer Ausnahmen und individuelle Nuancen. Um an den eingangs zitierten Stöger anzuschließen, müsste meine Schlussfolgerung jetzt lauten, baut doch noch zwei katholische Privatschulen und dann wird es schon passen - tut sie aber nicht. Die Schlussfolgerung lautet, dass Eltern (alle, nicht nur die alternativ denkenden) auf völlig andere Dinge achten sollten, was die Schulwahl betrifft.
  1. Individuelle Förderung ist gut. Spätestens nach der dritten Zwillingsgeburt ist es fast ein Muss, die Kinder in eine Alternativschule zu schicken. Das Einzelkind nach Mutter- und Vaterkarenz und der Förderung durch die Original-68er-Großeltern braucht da vielleicht etwas anderes. Kurz: ein Kriterium für Extremfälle, aber für das Durchschnittskind gibt es wichtigere Kriterien.
  2. Partizipation ist gut. Doch Kinder, die das zu Hause nicht lernen, werden es in einer noch so alternativen Alternativschule auch nicht lernen. Und solche, die im Elternhaus (hoffentlich altersgemäße und verantwortungskonforme) Mitsprache an Entscheidungsprozessen gewöhnt sind, die brauchen keine Alternativschule, um das zu lernen.
  3. Elitebildung: Für Kinder ist es in der Regel völlig egal, ob sie eine Elite bilden oder nicht, ihr schulisches Umfeld wird zum Teil ihrer Welt, sie werden das lernen, was sie brauchen, um dort zu bestehen - oder sie werden nicht bestehen. 
Kurz gesagt: Was sollen Kinder in der Schule lernen? - das ist die zentrale Frage, die sich die Eltern stellen sollten. Und da geht es nicht um die Lerninhalte, nicht einmal darum, welche Fächer. Dabei geht es um die eigentlichen Dinge, die Kinder lernen sollten: Kommunizieren, Wahrnehmen, Toleranz, Einfühlungsvermögen in andere, mit Unterschieden umgehen können, sich selbst organisieren, sich an Strukturen anpassen, auf andere Rücksicht nehmen und natürlich Denken und Hinterfragen, Offenheit und Neugierde.

Eine Volksschule, wo das Kind das lernt - und vielleicht ein bisschen mehr von dem, was es eben zu Hause nicht lernen kann - die ist die richtige Schule für das Kind. Und es geht in Wirklichkeit garnicht darum, ob der Schulträger ideologischer Freund oder Feind ist, ob Eltern(teile) den esoterischen Grundideen etwas abgewinnen können, oder nicht, und auch nicht darum, welche Muttersprachen prozentuell wie stark in der Schule vertreten sind. Es geht nur darum: wo bekommt das Kind die meisten Lernchancen - nutzen muss es sie sowieso selbst.

Mittwoch, 22. Mai 2013

ADHS in der Fernsehredaktion

Die ATV-Serie "Brennpunkt Schule" möchte vorgeblich das Bildungssystem reformieren - doch offenkundig wird nur ein Ziel verfolgt: Sozialporno goes school.

"Diese Staffel von "Brennpunkt Schule" ist leider zu Ende." liest man auf der Internetseite des Privatfernsehsenders. "Die Presse" hat bereits treffend analysiert:
Die neue Reportage-Reihe von ATV widmet sich den Schwächen der (staatlichen) Schulen und schreckt nicht davor zurück, Kinder bloß zu stellen.
Sich die Folgen der Staffel anzusehen ist technisch auf der Seite von ATV ziemlich leicht möglich. Wie gesagt, technisch. Wer sich das tatsächlich antut, braucht allerdings Medikamente - gibt es eigentlich Kurzzeitgedächtnishemmer? Die Sendung funktioniert wie eine Gebetsmühle, nicht nur dass die selbe unterschwellige Aussage
Privatschulen sind super. Das Schulsystem ist böse. Privatschulen sind super. Das Schulsystem ist böse. Privatschulen sind super. Das Schulsystem ist böse. ...
immer wieder in anderen Worten und von anderen Personen wiederholt wird, es kommen einzelne Interviewsequenzen bis zu vier Mal pro Sendung vor. Dass die Äußerungen einzelner Interviewpartner dabei ein Mal diesen Sinn ergeben, einmal einen anderen, je nach dem, wie sie zusammengeschnitten wurden, darf einen dabei ebensowenig stören wie inhaltliche Widersprüche zwischen den zu Rate gezogenen "Experten".

In der letzten Folge wird ein Unterstufenschüler bloßgestellt und seine ADHS-Diagnose ausgeschlachtet und er muss sich dann mit einem Oberstufenschüler aus wohlhabendem Hause vergleichen lassen, der eine innovative Privatschule besucht.
An dieser Oberstufenschule werden in fünf Jahren die vier Jahre AHS-Oberstufe mit hochinnovativen Methoden (Referaten, Offenes Lernen, Medienrecherchen) unterrichtet, dann - das wird am Rande erwähnt - kommen extern zugekaufte LehrerInnen, die für das Teaching-for-Testing zuständig sind und mit den auf Chillen getrimmten Jugendlichen für die Externistenprüfungen pauken dürfen. Von denen wird natürlich niemand interviewt.

Soll man der Redaktion jetzt Böswilligkeit, Desinteresse oder Dummheit unterstellen, dass ihr leider bei der Erstellung des Beitrages einiges entgangen ist:
  • Sie vergleicht einen Oberstufenschüler mit einem Unterstufenschüler.
  • Sie vergleicht eine massiv geförderte Schule mit einer kaputtgesparten staatlichen Schule, die noch dazu den ungeliebten Schultyp der AHS-Unterstufe im Programm hat.
  • Sie vergleicht eine Schule mit grad über 100 SchülerInnen mit einer Schule mit knapp 1000 SchülerInnen.
Was aber noch ärgerlicher als alles zusammen ist: Die Redaktion erhebt Forderungen nach Coaching und Förderung - und hat sich nicht die Mühe gemacht, zu recherchieren, ob es das nicht vielleicht geben würde.
Coaching gibt es nämlich tatsächlich: Im Rahmen des Pilotprojektes NOWA (Neue Organisationsstrukturen an Wiener AHS) wurde im öffentlichen Schulsystem Raum geschaffen, in dem Organisationsaufgaben an der Schule so verteilt werden können, dass die daraus entstehenden Belastungen nicht hinderlich für den Unterricht sind, sondern förderlich. Schülercoaching, Peer-Mentoring und Mediation inbegriffen.
Das Pilotprojekt, das mit dem Schuljahr 2007/08 begonnen hat, wird vom Stadtschulrat gerade "heruntergefahren" - im kommenden Schuljahr auf die Hälfte reduziert und im darauffolgenden dann eingestellt. Darüber hätte man durchaus ein Wort verlieren können, wenn man Journalismus nicht nur aus dem Fremdwörterbuch kennen würde.